Vortrag von Christian Peplow (Ferdinandshof)
Christian Peplow (Ferdinandshof) spricht in seinem Vortrag am 9. Februar über die Praxis maritimer Gewaltanwendung im Hanseraum des Spätmittelalters. Die maritimen Konflikte des 13., 14. u. 15. Jahrhunderts im Gebiet der Hanse sind weit weniger spektakulär als allgemein angenommen. Dabei ist deutlich zu sagen, dass das noch immer stark vorherrschende populärwissenschaftliche Bild von zügelloser und waffenintensiver Gewalt im Umfeld der Seekonflikte keine Existenzberechtigung hat. Es gab (bis auf ganz wenige Ausnahmen) weder zu militärischen Zwecken exklusiv konstruierte Schiffe, noch lässt sich der exzessive Gebrauch von Schiffsgeschützen, sofern überhaupt vorhanden, nachweisen. Der Einsatz von überdimensionierten Wurfmaschinen und Katapulten während eines Seegefechts gehört endlich(!) ins Reich der Mythen verbannt. Für den Kampfeinsatz fanden grundsätzlich alle auch in der zivilen Handelsschifffahrt eingesetzten Schiffformen Verwendung, die, soweit dies für den Handelsverkehr noch nicht geschehen war, speziell umgebaut und mit Kastellen und Marsen ausgerüstet wurden. Da wir es mit durch Windkraft angetriebenen Wasserfahrzeugen zu tun haben, unterlagen Seekämpfe bestimmten Grundbedingungen, die nicht einfach zum Zwecke einer Dramatisierung des Kampfes auf dem Wasser negiert werden können. Dies betrifft auch die theoretischen Ansätze zum Thema Taktik und Strategie, die nach jetzigem Kenntnisstand eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Wenn Jäger und Gejagter – bildlich gesprochen – mit demselben Material kämpfen, so war letztlich nur durch die Erhöhung der Anzahl an Schiffen und Kämpfern ein Sieg zu erringen.
Der Vortrag wird unter hansemuseum.eu/live auch live übertragen und ist danach auf dem YouTube-Kanal des EHM weiterhin abrufbar.
Eine Anmeldung unter invitation@hansemuseum.eu oder unter 0451 80 90 99 0 ist erforderlich, die Teilnahme ist kostenfrei.
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