Ivo Pogorelich - K 136

Überraschend, mit den Konventionen brechend, die Extreme auslotend - das sind Konzertabende des Pianisten Ivo Pogorelich. Der Kroate wiegt jede einzelne Note eines Werks ab, bis er den idealen musikalischen Ausdruck gefunden hat. Er nimmt sich viel Zeit - außergewöhnlich viel Zeit - und verliert dabei dank seines glasklaren Anschlags nie den Spannungsbogen. Im August widmet sich Pogorelich dem 2. Klavierkonzert von Frédéric Chopin und kehrt damit zu den Anfängen seiner Karriere zurück. Mit 22 Jahren wurde er quasi über Nacht weltbekannt, als er vor der Schlussrunde des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 1980 ausschied. Vollkommen zu Unrecht, wie die große Martha Argerich fand, die daraufhin die Jury des Wettbewerbs unter Protest verließ und Pogorelich als Genie bezeichnete. An seiner eigenwilligen und bisweilen provokanten Spielart hat der Virtuose bis heute festgehalten, und so wird er beim SHMF ungehörte Einblicke in die Musik Chopins geben. »Chopin spricht eine offene Einladung aus, in die Psychologie des Menschen vorzudringen. Konkret ist es eine Einladung zu einer immerwährenden Suche und Erkundung aller Möglichkeiten, die das Klavier als Instrument bietet«, so Pogorelich.